Donnerstag, 14. August 2014

Elemental

Kapitel 2 - Teil 2

Ein Mann mit kurzen, schwarzen Haaren und einer Reihe teurer Ringe erhob sich und nahm einige Papiere in die Hand. Jana bemerkte, dass er die drei Bewerber zwar vage ansah, Horge aber keines Blickes zu würdigen schien. "Die Fragen werden jeweils an eine Person adressiert. Beantworten Sie keine für einen anderen gedachte Frage, wenn sie nicht explizit dazu aufgefordert werden." erklärte er mit einem spürbar gelangweilten Unterton. "Jegliche Versuche die Prüfer zu hintergehen werden mit Disqualifikation geahndet. Ich wünsche Ihnen kein Glück, das wird ihnen nichts nutzen. Lasst uns beginnen." Er setzte sich wieder und Wolkenstein ergriff erneut das Wort. "Kommen wir zur Sache. Fräulein Hohenfels, können Sie mir sagen wer Garlen von Hoffenheim war und für welche Erfindung er bekannt ist?"
 Janas Herz begann zu pochen, als wolle es ausbrechen und aus dem Raum fliehen. Es hatte begonnen. Sie begann sich zu erheben, doch mitten in der Bewegung winkte der Vorsitzende ab. "Bleiben Sie ruhig sitzen, das spart Zeit."
 Jana nickte und holte einige Male tief Luft. Die Aufregung schnürte ihr beinahe die Kehle ab. Aus ihren Augenwinkeln sah sie den Baron von Jehringen. Er grinste.
"Garlen von Hoffenheim war ein Antielementar am Hofe des Königs von Surland von zweihundert Jahren. Er forschte im Bereich der Bekämpfung von Zeitelementaren und ist berühmt für die noch heute gebräuchlich Technik des... Zeitstopp stoppens." Jana war unwillkürlich beim Sprechen aufgestanden und setzte sich nun langsam. Sie war leicht außer Atem, aber die Aufregung hatte sich gelegt. Der Baron hatte aufgehört zu grinsen, was Jana mit einem Anflug trotziger Genugtuung erfüllte.
Joseph von Wolkenstein schob seine Papiere umher und nickte schließlich. "Die Technik wird Gegenwartskäfig genannt, abgesehen davon ist die Antwort richtig. Horge, können Sie mir erklären warum Lavaelementare als doppelklassifizierte und nicht als unklassifizierte Elementare eingestuft werden?" Jana wusste die Antwort. Zusammen mit ihrem Bruder Friedrich hatte sie nach der Bestätigung beider ihrer Anmeldungen wochenlang in der Schlossbibliothek gesessen und müsahm die dicken, ledergebundenen Bücher durchgearbeitet.
 Horge schluckte schwer und erhob sich. Der Baron von Jehringen sah so aus als wolle er einen Kommentar abgeben, unterlies dies aber nach einem Seitenblick Wolkenstein. "Die Lavaelementare, ähm..." begann Horge und sah sich hilflos nach etwas um was ihm auf die Sprünge helfen könnte. "Die Doppelklassifizierung existiert weil Lava... kein Feuer und kein Stein ist. Lavaelementare lassen sich also keiner Elementgruppe zuordnen."
 Wolkenstein reagierte kaum, aber Jana wusste, dass die Antwort falsch war. "Herr zu Furchengrundt. Können sie ihrem Mitbewerber weiterhelfen?" sagte Baron von Jehringen schließlich mit einem verächlichen Blick auf den Schmiedesohn. Für einen Augenblick schien es als wolle Torben protestieren, doch dann nahm sein Gesicht wieder den gewohnt stolzen Ausdruck an. "Lavaelementare sind nicht aus den genannten Gründen doppelt klassifiziert, weil sie das unklassifiziert machen würde. Die Doppelklassifizierung kommt aus der Kombination von Gesteinselementaren und Hitzeelementaren, denen Lava ohne Zweifel beiden angehört." Wolkenstein nickte und wandte sich erneut and Jana. "Fräulein Hohenfels, welche Gruppen der unklassifizierten Elementare können Sie mir nennen?"
 
Im Laufe des Nachmittags wurde es schwül im Raum. Niemand hatte sich angeschickt eines der Fenster zu öffnen. Baron von Jehringen stellte nun den Großteil der Fragen, während Joseph von Wolkenstein begonnen hatte sich mit einem Stapel Papiere Luft zuzufächern. Die restlichen drei Juroren hätten ebensogut abwesend sein können. Zwei von ihnen hatte Jana als Mitglieder des Stadtrates wiedererkannt. Der dritte, der jüngere Mann mit stoppeligem Bart, der zu Beginn gelacht hatte, war mit Wolkenstein angereist. Er schien die Bewerber geradezu übermäßig interessiert zu mustern, sagte aber kein Wort.

Jana war mit ihrer Leistung zufrieden. Einige Fachbegriffe kannte sie noch nicht und sie brauchte länger als ihre Konkurrenten um ihre Antworten zu formuieren, aber selbst Torben hatte begonnen seine Schwächen zu zeigen. Sein Wissen war unglaublich präzise wenn es um die Kenntnisse spezieller Elementarkräfte ging, aber bei den Fragen zu historischen Persönlichkeiten fielen seine Antworten kurz und ungenau aus. Horge hingegen war immer weiter in den Hintergrund geraten. Kaum eine Frage konnte er auch nur teilweise beantworten. Irgendwann winkte er einfach nur ab und starrte betrübt auf den Tisch vor sich. Der Baron hörte auf ihm Fragen zu stellen und bald schien es als säßen Jana und Torben alleine vor den Juroren.

"Das reicht." Joseph von Wolkenstein erhob sich mit einem Ruck. "Ich hoffe Sie haben gegeben was Sie konnten. Bitte warten Sie vor der Tür bis wir unsere Beratung abgeschlossen haben."

1 Kommentar:

  1. War Horge nicht Sohn eines Schuhsters? Gefällt mir sehr gut bis her, bin gespannt wie's weiter gehen wird :)

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